Der Geist des Firmengründers schwebt immanent zwischen den Werkbänken. Späne fliegen, Golddrähte werden gezogen und Kettenglieder geformt. Armbänder, Creolen, Ringe, Ketten – ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll, als Nick mich durch die hauseigene Manufaktur führt. Filigrane Ketten, massive Elemente und funkelnde Brillanten. Ein Spiel zwischen Leichtigkeit und Opulenz. Einzelne Glieder, die zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen. „Seit 115 Jahren ist absolute Präzision unser Anspruch“, sagt Nick Binder – „dabei hat unser Urgroßvater mit ganz einfachen Werkbänken angefangen“. Das Perfektionsstreben zahlt sich aus. Mit Expertise und konsequentem Einsatz neuester Techniken hat sich ein Schmucksortiment von internationalem Renommee entwickelt – FBM (Friedrich Binder Mönsheim) exportiert heute in über 50 Länder.
Verbindungen – ob diese wertvoll, innig oder bedeutungsvoll genannt werden mögen – brauchen allesamt mindestens zwei Umstände: Zeit und Hingabe. Eine vertraute Berührung, ein liebevoller Blick, eine innige Umarmung – geschmiedet aus Vertrauen. Ein unsichtbares Band aus Geborgenheit und Zuneigung, das in einem Schmuckstück durch präzise Handwerkskunst sichtbar wird. Das Besondere liegt doch immer im Detail, im genauen Hinsehen und im sich Zeitnehmen. Bei Menschen und Unternehmen. Dies gilt auch für die Verbundenheit zwischen dem Unternehmen und dem historischen Standort im idyllischen Schwarzwald. „Schmuck ist mehr als ein Accessoire – davon war unser Firmengründer überzeugt. Und dass wir diesen auch heute hier in derselben Manufaktur herstellen dürfen, ist für uns nicht nur Teil unserer Familiengeschichte, sondern erfüllt uns mit unglaublichem Stolz“, zeigt sich Nick Binder begeistert.
„Ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen ist die Basis unserer jahrhundertealten Handwerkskunst“, ergänzt Kim-Kelly Binder. Die Schwester des seit 2024 amtierenden Geschäftsführers Nick Binder ist stille Teilhaberin und Inspirationsgeberin. „Nachhaltigkeit ist für uns mehr als ein werbewirksames Wort. Wir reduzieren unseren ökologischen Fußabdruck immer weiter, sind Mitglied im RJC (Responsible Jewellery Council) – das ist für uns keine Verpflichtung, sondern Teil unseres Markenverständnisses und unternehmerischer Verantwortung“, so Kim-Kelly weiter.

Bewusste Produktion, bewusster Genuss – leiser Luxus mit starkem Design. Made in Germany. Wie gut das geht, beweist auch die 2023 neu lancierte Marke
BINDER Jewellery mit Fokus auf einzigartige Kreationen aus 18 Karat Gold. Das Signet – eine stilisierte Blüte mit vier ineinandergreifenden Bs – wird zum verbindenden Element der vier unter dem Sujet gefertigten Kollektionen. Selbstbewusstsein, Lebensfreude und Verbundenheit – diese Emotionen sollen beim Tragen der Schmuckstücke spürbar werden. Minimalistische Designs symbolisieren eine Symbiose aus Alt und Neu und greifen so das kulturelle Erbe des Familienunternehmens auf.
Die innovative Entwicklung des Perception-Designs mit der ausdrucksstarken 3D-Optik kreiert dynamische Momente, die immer wieder neue Perspektiven eröffnen. So ist auch die Entity-Kollektion eine Hommage an die Verbundenheit und eine Einladung, mit wachem Geist durch das Leben zu gehen und sich neu zu erfinden, ohne seine Wurzeln zu verlieren. Die geschwungenen Elemente – massiv und filigran zugleich – verdeutlichen noch einmal mehr, wie sehr Verbindungen bei BINDER Jewellery eine Rolle spielen. Wortwörtlich.
Wir setzen uns an einen Tisch und blicken auf die grüne Wiese vor der Firmenzentrale. Obwohl das Fenster geschlossen ist, spüre ich einen leichten Windzug. Vielleicht war das Friedrich Binder, der seinen Ur-Ur-Enkeln nur kurz mitteilen wollte: alles richtig so.

Mailand oder Madrid – Hauptsache Mönsheim. Welche Rolle spielt der Firmenstandort für euch und was hat es mit dem Claim „Wertvolle Verbindungen“ auf sich?
Nick Binder: Der Standort Mönsheim ist fest mit unserer Unternehmensgeschichte verankert – seit über 115 Jahren sind wir hier zuhause. Die Nähe zur Goldstadt Pforzheim mit den vielen Schmuckschaffenden ist ebenfalls sehr gut für uns, da können weder Mailand noch Madrid mithalten (lacht). Unser Claim „Wertvolle Verbindungen“ entstand tatsächlich ganz klassisch am Küchentisch. Er bringt unser Selbstverständnis auf den Punkt: Jede Kette besteht aus verbundenen Gliedern – doch weit mehr als das steht sie für zwischenmenschliche, emotionale Bindungen. Genau diese symbolische Ebene ist es, die unseren Schmuck besonders macht.
Es geht nicht nur um die regionale Verbundenheit – Home is where the heart is, sagt man ja so schön. Kim-Kelly, du lebst aktuell in München, bist als Gesellschafterin nicht im operativen Geschäft tätig, bereicherst aber mit deinen Ideen und Inspirationen aus der bayerischen Metropole das Unternehmen. Insbesondere Frauen haben bei Binder immer wieder eine tragende Rolle gespielt – was macht für dich eine wertvolle Verbindung aus?
Kim-Kelly Binder (KKB): Das stimmt – auch wenn die operativen Rollen traditionell meist von Männern ausgefüllt wurden, waren die Frauen in unserer Familie stets prägend. Meine Großmutter etwa teilte sich über Jahrzehnte das Büro mit meinem Großvater – sie war seine wichtigste Vertraute. Aktuell widme ich mich meiner eigenen beruflichen Reise außerhalb des Familienunternehmens. Aber Schmuck hat zweifellos eine starke Anziehungskraft, und wir Frauen in der Familie tragen unsere Stücke nicht nur mit Stolz, sondern bringen regelmäßig Ideen und Feedback ein.
Die Perception Kollektion spielt mit unserer Wahrnehmung, lädt uns dazu ein, neue Blickwinkel einzunehmen. Auch in der Firmenhistorie von Binder hat sich das immer wieder bewährt, z. B. als während des 1. Weltkrieges kurzerhand Brillengestelle gefertigt wurden, um auf die sinkende Nachfrage zu reagieren. Wie flexibel kann und muss man in der Schmuckproduktion sein und welche Rolle spielen Trends?
Nick Binder (NB): Flexibilität ist essenziell – gerade bei einer über 100-jährigen Unternehmensgeschichte. Wir haben uns immer wieder neu erfunden. In Zeiten ständigen Wandels ist Anpassungsfähigkeit eine Schlüsselkompetenz. Besonders spannend ist für mich unsere Marke BINDER: Sie erlaubt uns, innovativ und agil zu arbeiten, während wir gleichzeitig auf unsere langjährige Expertise bauen können.
2023 wurdet ihr mit dem Inhorgenta Award in der Kategorie „Fine Jewelry of the Year“ ausgezeichnet – die Jury zeigte sich von der 3D-Optik und dem Spiel mit der Wahrnehmung begeistert. Wie wichtig sind solche Auszeichnungen?
KKB: Der Gewinn dieses Awards, gerade im Debütjahr unserer neuen Perception-Kollektion, war eine große Ehre – der Inhorgenta Award gilt nicht umsonst als „Oscar der Schmuckbranche“. Die mediale Aufmerksamkeit war natürlich erfreulich, aber der eigentliche Wert lag in der Anerkennung für das Team für zwei Jahre intensiver Entwicklungsarbeit und der Bestätigung, dass wir mit unserer Marke auf dem richtigen Weg sind.
Etwa 75 Prozent des in Deutschland verkauften Schmucks werden in Pforzheim hergestellt. Mit der renommierten Hochschule in der Goldstadt habt ihr einen Design Award ins Lebens gerufen. Wie kam das zustande und was steckt dahinter?
NB: Anlässlich unseres 111-jährigen Jubiläums haben wir diesen Award mit der Hochschule Pforzheim ins Leben gerufen – und inzwischen zum vierten Mal ausgelobt. Es geht uns darum, den Dialog mit jungen Talenten zu fördern. Sie lernen uns und unser Unternehmen kennen, wir wiederum erhalten frische Impulse und Perspektiven. So bleiben wir offen für Trends und Innovationen – und das ist in einer traditionsreichen Branche wie unserer besonders wichtig.
Seit Anfang 2024 hat dein Vater die Geschäftsführung an dich übergeben, davor warst du bereits im Unternehmen tätig – war es für dich schon immer klar, dass du einmal ins Unternehmen einsteigen würdest und du nicht Kim-Kelly?
NB: Unser Vater hat den Generationswechsel sehr vorausschauend vorbereitet, was uns Raum für Reflexion ohne (Zeit)druck gab. Ich selbst hatte nicht schon immer geplant, ins Unternehmen einzusteigen – es war eher ein Prozess. Mit der Zeit habe ich den Reiz und die Verantwortung kennengelernt und heute bin ich sehr dankbar, das Unternehmen zusammen mit meinem Co-Geschäftsführer Stefan Schiffer führen zu dürfen.
KKB: Für mich ist die Tür ins Unternehmen offen, aber derzeit konzentriere ich mich darauf, Berufserfahrung außerhalb des Familienunternehmens zu sammeln und diese einzubringen. Als Gesellschafterin bin ich eng eingebunden und schätze diese Rolle sehr. Vielleicht ergibt sich zu einem späteren Zeitpunkt mehr – das lasse ich bewusst noch offen.
Die Bedeutung von Luxus hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Was muss oder kann Schmuck im vergleich zu früher heute leisten Und welche Chancen entstehen vielleicht auch durch technische Innovationen?
NB: Luxus hat heute eine neue Bedeutung: Er ist nicht mehr nur ein Zeichen von Status, sondern vielmehr Ausdruck von Persönlichkeit und Haltung. Unsere Kunden suchen nach Schmuck, der mehr ist als nur schön – sie suchen nach Stücken mit Substanz, mit Geschichte, mit Wertebewusstsein. Themen wie Nachhaltigkeit, Authentizität und handwerkliche Qualität stehen dabei im Vordergrund. Bei BINDER verbinden wir diese Werte mit Innovationskraft – etwa durch den Einsatz neuer Fertigungstechnologien oder moderner Materialien. Die Herausforderung besteht darin, den eigenen Charakter zu bewahren und zugleich offen für Fortschritt zu bleiben. So schaffen wir Schmuck, der sowohl zeitgemäß als auch zeitlos ist – und der seine Bedeutung nicht durch äußeren Glanz, sondern durch inneren Wert erhält.
Über BINDER Jewellery
BINDER Jewellery ist eine deutsche Schmuckmarke mit Sitz in Mönsheim, die für hochwertige Kettenfertigung und eine klare, zeitlose Designsprache steht. Seit über 100 Jahren in Familienbesitz, verbindet das Unternehmen traditionelle Handwerkskunst mit modernsten Techniken. Die Schmuckstücke von BINDER richten sich an Menschen, die Wert auf Qualität, Langlebigkeit und eine individuelle Ästhetik legen. Im Zentrum steht nicht nur die äußere Form, sondern auch der Gedanke, Schmuck als Ausdruck von Persönlichkeit und innerer Stärke zu verstehen. Zudem sind Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung fest in der Unternehmensphilosophie verankert.