TECHNOLOGIE & ZUKUNFT

Balance between heart and mind

Ein Exklusiv-Interview von „Only the Best“ mit dem kalifornischen Automobildesigner Derek Jenkins, Senior Vice President of Design and Brand bei dem amerikanischen Elektrofahrzeughersteller Lucid.
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Balance between heart and mind

Das erste, was ich auf dem Weg in die Münchner Innenstadt sehe, sind Schilder, die auch den letzten Autofahrer erkennen lassen, dass er in den nächsten Tagen auf sein Auto verzichten sollte, wenn er in die Münchner Innenstadt fährt. Die IAA Mobility 2023 öffnete ihre Pforten im Zentrum Münchens und bespielte fast die gesamte Innenstadt – vom Wittelsbacher Platz über den Odeonsplatz bis hin zum Opernplatz. Deswegen habe ich mich für das Fahrrad entschieden – eine perfekte Wahl, um durch den berauschenden Trubel der Automobilmesse zum Lucid Studio am Odeonsplatz zu gelangen. Die besonderen Vibes sind sofort spürbar, die IAA ist in München angekommen. Ich bin es nun auch im Lucid Studio, wo ich mich auf den Austausch mit Derek Jenkins, Senior Vice President of Design and Brand bei Lucid Motors, freue.

In diesem exklusiven Interview erzählt der Designer der Lucid Air Midnight Dream Edition, wie seine kalifornischen Wurzeln und seine Leidenschaft für deutsche Ingenieurskunst dieses außergewöhnliche Auto geprägt haben. Das Fahrzeug verbindet Technologie, Eleganz und Emotion zu einem einzigartigen Fahrerlebnis und ist das am schnellsten aufladbare Elektrofahrzeug der Luxusklasse mit der größten Reichweite – weltweit.

Wir schauen uns die Lucid Air Midnight Dream Edition an. Diese verfügt über 1126 PS. Doch noch bedeutsamer ist die Stealth-Ausstattung, die ihr dieses dunkle Erscheinungsbild verleiht. Alle Zierleisten sind dunkel gehalten. Das gibt dem Ganzen diesen Stealth-Look. Das Innenraum ist einzigartig. Das vollnarbige Nappa-leder verleiht dem Wagen eine besondere Note. Normalerweise wird dieser mit glänzenden Platinelementen angeboten, also etwas silberner und kontrastreicher mit den Chromapplikationen. Bei der Stealth-Version ist das gesamte Erscheinungsbild jedoch immer etwas dunkler. Diese Kombination wurde speziell für die Markteinführung in Europa entwickelt.

Deine kalifornische Herkunft hat also eine Rolle gespielt ...

Auf jeden Fall, ja. Ich bin mit der Liebe zu deutschen Autos aufgewachsen. Das ist sozusagen mein Hintergrund. Mein Vater hatte eine Vorliebe für alte Volkswagen und ich bin mit einer besonderen Liebe für Audi, Porsche, Mercedes und BMW aufgewachsen. Mein Traum war es, in Deutschland in der Automobilindustrie zu arbeiten, und diese Chance habe ich bekommen. Ich war mehrere Jahre für Audi in Ingolstadt tätig. Das war eine wunderbare Zeit für mich. Später in meiner Karriere hatte ich die Möglichkeit, für Lucid zu arbeiten und das zu entwickeln, was wir hier sehen. Vieles von dem, was ich in Deutschland gelernt habe, konnte ich hier anwenden. Dann habe ich mehr und mehr über meine Heimat Kalifornien nachgedacht und darüber, wie wir Technologie und Design auf eine kalifornischere Art und Weise zusammenbringen können. Für mich war das etwas weniger traditionell und mehr auf Einfachheit, klare Linien, Aerodynamik und natürlich auf diese neue Ära der Elektrifizierung ausgerichtet. Für mich war es wichtig, etwas von der Raffinesse einzubringen, die man von einem europäischen Auto erwarten würde, aber auf eine nicht traditionelle Art und Weise. Das wird in Kalifornien einzigartig sein. Wir sprechen viel über die Balance zwischen Heart&Mind, das heißt, die Autos sind zu gleichen Teilen Technologie, Bewegung und all die Details, aber auch sehr elegant, emotional und menschlich. Sowohl das Design des Autos als auch die Materialien im Innenraum haben eine warme Ausstrahlung. So erreichen wir diese Balance zwischen Heart&Mind im Fahrzeugdesign – ich sehe das immer als eine Art California Connection.

Senior Vice President of Design and Brand bei Lucid Motors – ein Jobtitel, wie er erstrebenswerter kaum sein könnte. Kannst Du Deinen Job bitte in ein paar Sätzen beschreiben?

Ja, also ich bin für das gesamte Design des Fahrzeugs verantwortlich. Außendesign, Innendesign, Farbe, Material und Verarbeitung. Innenfarbe und -verkleidung, die gesamte Customer Journey. Das Brand Team entwirft den Showroom, alle Markeninhalte, die man sieht, wie Grafiken, Fotos, Videos, aller Arten von Content, inklusive Social Media.

Und was macht die Faszination eines Autodesigners aus? Hast Du Dich schon immer für Autos interessiert und wolltest Designer werden?

Ja, sehr, und wie ich schon sagte, bin ich mit der Liebe zu Autos in Südkalifornien aufgewachsen. Dort war die Autokultur sehr ausgeprägt und auch mein Vater interessierte sich sehr für Autos. Ich habe schon in jungen Jahren viel über Autodesign gelernt und es war mein Traum, Autodesigner zu werden und dann nach Europa zu gehen, vor allem nach Deutschland. Das war schon immer eine Leidenschaft von mir, und in dieser Hinsicht ist ein Traum in Erfüllung gegangen.

Was beeinflusst Dein Design? Was inspiriert Dich? Offensichtlich Deine kalifornische Herkunft. Als Du bei Lucid angefangen hast, warst Du bereits ein Star. Was sind die einflussreichsten Erfahrungen aus Deinen früheren Positionen, die Deine Herangehensweise an Design in Deinem jetzigen Job beeinflusst haben? Wo hast Du angefangen?

Das ist sicher interessant, denn wenn ich auf meine Karriere zurückblicke, hatte ich das Glück, dass das Unternehmen, bei dem ich anfing, wie zum Beispiel Audi, gerade eine Phase großer Veränderungen durchmachte. Es wurde auf neue Technologien und neue Plattformen umgestellt. Dann begannen wir, mit einer anderen Antriebstechnologie zu arbeiten, es gab also eine echte Innovationsphase, und ich durfte diesen großen Wandel miterleben. Als ich zu Mazda wechselte, war die Situation ähnlich. Es war eine komplette Umstellung auf neue Technologien und eine neue Leidenschaft für Innovation. Als ich zu Lucid kam, war es wie ein leeres Blatt Papier. Es gab wirklich viele innovative Technologien, und gleichzeitig befanden wir uns im Zeitalter des Elektroautos, also herrschte bei Lucid der Geist, das Beste aus dem Auto herauszuholen, das aerodynamischste, das leichteste, die beste Antriebstechnologie, neue Proportionen und neue Formen. Das motiviert mich als Designer, weil es eine Chance ist, etwas Neues in einer besonderen Zeit auszudrücken.

Kannst Du uns einen Einblick geben, wie Dein Designteam mit anderen Abteilungen wie z.B. der Technik zusammenarbeitet, um ein Fahrzeug vom Konzept in die Produktion zu bringen? Mit welchen Herausforderungen warst Du während des Designprozesses konfrontiert? Peter Rawlinson, Chief Executive Officer und Chief Technology Officer bei Lucid, hat in einem Interview sogar gesagt, dass es zwischen den verschiedenen Teams – Technik, Design, Produktion etc. – kontrovers zuging und noch viel wichtiger: Was waren die Schlüsselfaktoren, die es Euch allen ermöglicht haben, eine hervorragende Leistung zu erbringen, was Ihr definitiv unter Beweis gestellt habt?

Ja, das ist interessant, denn meiner Erfahrung nach kann die Beziehung zwischen der Designgruppe und der Technikgruppe manchmal etwas rau sein. Es ist oft eine Art Kampf, Form und Funktion in Einklang zu bringen. Ich denke, dass wir bei Lucid wirklich hart daran arbeiten, eine einfühlsame Beziehung zwischen den beiden Teams aufzubauen. Wir entwickeln gegenseitiges Verständnis, indem wir uns mit den Herausforderungen des anderen auseinandersetzen. Ich verstehe die technischen Herausforderungen, und sie verstehen die Designziele. Und wenn das gelingt, hat man meiner Meinung nach die besten Chancen, etwas Schönes zu schaffen. Wir Designer müssen mit den Ingenieuren zusammenarbeiten, um unsere Ziele zu erreichen, es gibt so ein Gefühl: Oh, die Ingenieure ruinieren mein Design, das ist nicht der richtige Weg. Ich denke, es geht darum, diese Beziehung zu finden.

Was bleibt am Ende von der ersten Idee übrig? Vielleicht kannst du uns dazu ein Beispiel geben?

Das ist wirklich interessant, denn in den frühen Tagen hatten wir sehr saubere, fast flugzeugähnliche Entwürfe, wirklich rein, sehr nahtlos und frühe Ideen mit dem Glasdach und einem sehr klaren Design mit langen Linien. All das ist von der allerersten Idee übrig geblieben, und tatsächlich habe ich kürzlich meine Originalfotos vom ersten Tonmodell durchgesehen, und es ist bemerkenswert ähnlich. Es ist dem endgültigen Design sehr, sehr ähnlich. Und das war 2015 und 2016 – im Grunde dasselbe Auto.

Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Designtrends in der Elektrofahrzeugindustrie?

Ich denke, ein wichtiger Punkt ist wahrscheinlich die erneute Konzentration auf die Aerodynamik. Wenn ich zurückdenke, habe ich die Bedeutung und die Rolle der Aerodynamik erkannt, als ich anfing, mich für Autos zu interessieren. Und jetzt haben wir diese neue Ära der Aerodynamik, in der wir versuchen, neue Formen, neue Schönheit und neue Proportionen zu finden, die die Elektrik und die Aerodynamik ergänzen und dennoch eine einzigartige Ästhetik schaffen. Ich glaube, das ist ein sehr wichtiger Punkt. Ein anderer Punkt sind die Proportionen. Mit der Batterietechnologie haben die Autos jetzt einen längeren Radstand, kürzere Überhänge und eine längere Kabine, also ändern sich auch die Proportionen der Autos, weg von der langen Motorhaube bei Verbrennungsmotoren, hin zu einer kürzeren Nase, einem kürzeren Heck und einer längeren Kabine. Dies sind alles einzigartige Trends, die stark auf die Elektrifizierung ausgerichtet sind.

Lucid gibt die endgültigen Produktionsspezifikationen für den Lucid Sapphire bekannt, die erste elektrisch angetriebene Luxus-Supersportlimousine der Welt: Was bedeutet in diesem Zusammenhang die Aussage „Space that pulls you in. Range that lets you explore. In a vehicle that moves the world forward”.

Gute Frage. Ich denke, das bedeutet, dass man mit einem Produkt wie dem Sapphire sozusagen alles haben kann. Man hat im Wesentlichen die Leistung eines Supersportwagens auf der Straße oder auf der Rennstrecke, und man hat ein Auto, das immer noch eine Reichweite von weit über 400 Meilen erlangt und dabei unglaublich effizient ist. Man kommt also mit weniger Energie weiter und schneller voran, das ist ein großer Wert von Lucid, ich würde sagen, es ist ein einzigartiges Angebot.

Und wer ist die Zielgruppe, speziell für den Sapphire?

Für mich ist der Sapphire für den anspruchsvollen Kunden gedacht, der typischerweise mehr als ein Fahrzeug besitzt. Obwohl der Sapphire immer noch ein sehr gutes Alltagsfahrzeug ist, worauf wir sehr stolz sind. Aber ich denke, es ist jemand, der sehr leistungsorientiert ist und ein Fahrzeug will, das Extreme erreichen kann, aber trotzdem für jede Gelegenheit einsetzbar ist. Es ist kein exotisches Hypercar, das man nur sehr selten fahren kann. Es ist etwas, das man wirklich jeden Tag fahren kann. Man kann damit in die Berge fahren, zur Arbeit, zu jeder Gelegenheit, und ich denke, das ist ein wirklich wichtiger Teil der Philosophie von Lucid.

Was ist für die Zukunft geplant? Wird es weitere Modelle geben?

Wir bereiten gerade die Markteinführung unseres Gravity Vehicle vor, unseres SUV, sozusagen das Schwesterprodukt von Lucid Air, das wir im Laufe dieses Jahres vorstellen und dann Ende nächsten Jahres ausliefern werden.

Kannst du uns von einem besonderen Erlebnis oder Projekt erzählen, das deine Karriere als Automobildesigner nachhaltig beeinflusst hat?

Neben Lucid Air hatte ich das Vergnügen, für Mazda zu arbeiten. Während meiner Zeit bei Mazda haben wir den MX5 Miata ersetzt, ein Auto, das auf den Markt kam, als ich 19 Jahre alt war. Ich erinnere mich noch daran, wie ich das Auto zum ersten Mal gesehen habe, und dann hatte ich die Chance, mit meinem Team an der vierten Generation des Nachfolgers zu arbeiten, was eine große Ehre war.

Welchen Rat würdest Du einem angehenden Autodesigner geben, der in die Automobilindustrie einsteigen möchte?

Ich glaube, es ist wirklich ein Beruf, bei dem man sehr motiviert und leidenschaftlich bei dem sein muss, was man tut. Es ist wichtig, die Technologie zu verstehen und zu wissen, wie sie sich auf das Design auswirkt, denn während meiner gesamten Karriere hatte jede neue Technologie, die auf den Markt kam, einen direkten Einfluss auf die Ästhetik der Autos, und es ist wichtig, das zu verstehen und dabei zu bleiben und immer ein Geschichtenerzähler zu sein. Es geht darum, die Fähigkeiten des Autos durch die Ästhetik zu vermitteln oder wie das Fahrzeug mit den Kunden in Verbindung gebracht wird. Es ist wichtig, dass man das als Designer sehr gut artikulieren kann.

Fährst du außer dem Lucid noch ein anderes Auto?

Mein persönliches Lieblingsauto ist ein Don Buggy von 1971, Volkswagen Airco, offen ohne Türen. Es ist das minimalistischste Transportmittel, das man haben kann. Ja, das ist es. Das ist mein Wochenendauto.