Unsere Welt und auch unsere Wirtschaft befinden sich in einer sehr großen Transformation. Die Herausforderungen in einer Welt voller Krisen häufen sich. Soziologen sprechen von einer
erschöpften Gesellschaft mit Zukunfts-ängsten. Das bedeutet auch, Führung in Unternehmen neu zu denken. In
meiner Beratung schöpfe ich einerseits aus meiner jahrzehntelangen Führungs-erfahrung in Konzernen und aus meiner unternehmerischen Tätigkeit. Aber Erf-ahrung allein reicht heute nicht mehr aus. Ich integriere in meine Beratung insbesondere auch die Erkenntnisse der „Emotionalen Intelligenz Forschung“, die seit den 90er Jahren bahnbrechende Erkenntnisse liefert. Außerdem diskutiere ich regelmäßig in München in einem Kreis von Vordenkern, Female Leader, Unternehmern und Journalisten. Wie sehen Experten und Führungskräfte aus der Wirtschaft die aktuellen Herausforderungen? Wie muss Leadership in Unternehmen heute aussehen? Die Essenz aller Erkenntnisse möchte ich Ihnen in Form von Führungstrends und praktischen Übungen vorstellen.
Führen mit Herz: Empathie
Emilio Galli Zugaro, Business-Coach und Gründer der Orvieto Academy for Communicative Leadership, sagte dazu: „Führung während Covid hat die Erfahrung als Führungsmerkmal verändert. Der älteste Mensch der Welt, eine 117-jährige Spanierin, war während der letzten globalen Pandemie, der Spanischen Grippe, ein Teenager. Selbst die älteste Person konnte also keine Erfahrung weitergeben. Lösungen müssen immer mehr aus dem Team kommen und da braucht es neben Erfahrung vor allem Empathie und die Fähigkeit zuzuhören.“ Covid hat eindrucksvoll gezeigt, dass wir mit unserem Latein schnell am Ende sind. Daniel Golemann beschreibt in seinem Weltbestseller „Emotionale Intelligenz“ sehr eindrucksvoll, wie wichtig Führen mit Herz ist und was passiert, wenn das Herz nicht dabei ist. Um die Kreativität und das Potenzial des Teams gerade in Krisenzeiten nutzen zu können, muss auch die Haltung stimmen.
Als Führungskraft sollte man den Menschen, mit denen man zusammen-arbeitet, sehr gut zuhören können. „Empathie bedeutet, die Augen weiter zu öffnen, Verständnis füreinander zu haben und auch andere Perspektiven anzunehmen. Nur gemeinsam können wir eine Zukunft schaffen, die mehr Wert für uns alle bietet“, sagt z.B. Franziska Queling, Leiterin der Abteilung Corporate & Internal Communications Opel/Vauxhall. Am Anfang steht natürlich die Einstellung. Man sollte Menschen in all ihrer Vielfalt und Verschiedenheit mögen, wertschätzen und so annehmen, wie sie sind. Mein aktueller Podcast „Empathisch leben“ dreht sich genau darum. Ich erzähle, was mir bei der Bewältigung einer Krise durch Starkregen mit großen Wasserschäden geholfen hat und was mir aufgefallen ist. Empathie und gutes Zuhören spielten dabei eine entscheidende Rolle. Meine Erfahrung mit einer solchen Situation war gleich Null und ich konnte jede Hilfe gebrauchen. Aber auch wenn man viel Erfahrung in einem Bereich hat, kommt man alleine in dieser Welt nicht so gut zurecht. Die Fähigkeit zur Empathie fällt einem aber nicht einfach so in den Schoß. „If you don´t use it, you lose it“, „Wenn du es nicht verwendest, dann verlierst du es“, heißt es so schön. Das gilt in allen Lebensbereichen, eben auch in Bezug auf Empathie und die dafür notwendigen Spiegelneuronen.
Aktives Zuhören
Aktives Zuhören wurde von Carl Rogers als therapeutisches Tool entwickelt und wird heute auch in Business und privaten Gesprächen genutzt. Es ist eine empathische Kommunikationstechnik, die durch Übung immer effektiver wird. Aktives Zuhören entspannt, entschleunigt und verbessert schwierige Gespräche, indem es Missverständnisse reduziert, Vertrauen aufbaut und Beziehungen vertieft. Wichtig dabei sind volle Konzentration, Achtsamkeit, das Beachten von Tonfall und Körpersprache sowie Feedback und Zusammenfassungen. Regelmäßiges Üben, auch durch Rollenspiele und Meditation, stärkt diese Fähigkeit und fördert empathisches Miteinander. Fünf wichtige Punkte sind bei den Übungen zu beachten:
Haltung
Konzentrieren Sie sich bewusst auf den Gesprächspartner und dessen Botschaften. Der Wille zählt, auch wenn es nicht immer perfekt gelingt.
Achtsamkeit
Achtsamkeitsübungen können helfen, die eigene Wahrnehmung zu schärfen und sich besser in andere hineinzuversetzen. Für den Gesprächseinstieg: Schauen Sie Ihrem Gesprächspartner bewusst in die Augen und lächeln Sie, bevor Sie sprechen. Nehmen Sie sich Zeit, hören Sie aktiv zu, ohne zu unterbrechen oder zu bewerten. Achten Sie auf Tonfall, Mimik und Körpersprache, um die Emotionen und Absichten besser zu verstehen. Pausieren Sie erst nach einer Aussage und lassen das Gesagte erst einmal sacken, nicken Sie. Sie vermitteln so auch das Gefühl, dass Sie den Gesprächspartner ernst nehmen. Wie etwas gesagt wird, ist oft entscheidender, als was gesagt wird.
Feedback und Fragen
Geben Sie verbales und nonverbales Feedback, paraphrasieren Sie das Gesagte und stellen Sie Fragen, um Ihr Interesse zu zeigen und das Verständnis sicherzustellen. Verwenden Sie Sätze wie „Wenn ich das richtig verstanden habe, dann...“, um das Gespräch empathisch zu führen.
Training
Üben Sie regelmäßig Rollenspiele und Perspektivwechsel, um Ihre Fähigkeit zum aktiven Zuhören zu verbessern und Ihr Einfühlungsvermögen zu fördern. Dies kann helfen, ein tieferes Verständnis und Mitgefühl für Andersdenkende zu entwickeln und den Horizont zu erweitern. Kennen Sie den vielleicht irritierenden Spruch: Wenn zwei Menschen immer die gleiche Meinung haben, ist einer von ihnen überflüssig. Mit der Anwendung trainieren wir auch unsere Spiegelneuronen (siehe linke Seite). Je mehr wir trainieren, desto besser werden wir. Umgekehrt können wir diese wertvolle Fähigkeit auch verlieren.
Meditation
Nutzen Sie mitfühlende Meditationen, um die neuronalen Grundlagen für aktives Zuhören zu stärken. Ich praktiziere seit über 20 Jahren transzendentale Meditation und ZAZEN.