GENUSS

Inside the circle – Stephan J. Meier

In unserer Kolumne schaut unsere Autorin Christiane Wolff dieses Mal hinter die Kulissen des Cafe Luitpold, einer Münchner Institution seit 1888. Nachfolgend im Interview mit Konditor und Bäckermeister Dr. Stephan J. Meier, Gastgeber aus Leidenschaft im Cafe Luitpold und SALON Luitpold.
Autor: 
Christiane Wolff
, Fotograf: 
Advertorial
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Inside the circle – Stephan J. Meier

Herr Meier, das Cafe Luitpold ist bekannt für seine reiche Tradition und Kultur. Wie halten Sie die Geschichte des Cafe Luitpold und die Salonkultur in Ihrem Cafe lebendig?

Meine Mitarbeiter und ich bemühen uns täglich, eine angenehme und zu jeder Tageszeit passende Atmosphäre zu schaffen, um unseren Münchner Gästen aus unterschiedlichsten Milieus und Altersgruppen das Gefühl eines zweiten Wohnzimmers zu geben. Wir wollen eine zeitlose Auszeit bieten, eine Oase im Alltag, in der Genuss und Begegnung im Mittelpunkt stehen. Mit unseren vielfältigen „Salon-Veranstaltungen“ fördern wir niederschwellig und herrschaftsfrei die Muse oder organisieren Kontroversen, um Meinungen zu hinterfragen und Fragezeichen zu verschenken.

Was bedeutet die Tradition des Cafe Luitpold für Sie persönlich und wie beeinflusst sie Ihre tägliche Arbeit?

Sie ist permanent gelebte Verantwortung und Ansporn zugleich. Einen solchen Ort zu bespielen, ist eine wunderbare Aufgabe. Einer unserer Stammgäste, Erich Mühsam, formulierte einmal prägnant: „Das Leben ist eine Begleiterscheinung des Kaffeehauses“. Das ist mein Lebensmotto geworden.

Sie haben das Cafe Luitpold zu einem Ort gemacht, an dem nicht nur exzellenter Kaffee und gutes Essen im Mittelpunkt stehen, sondern auch inspirierende Gespräche über Kultur, Politik und Gesellschaft. Was hat Sie dabei am meisten motiviert?

Meine Vorgänger und Vermieterfamilien haben eine gute Basis geschaffen, auf der ich aufbauen konnte. Die SALONS waren von Beginn an der Plan. Schön, dass Sie das so wahrnehmen. Die Idee entstand, als ich noch als Berater für Roland Berger in Paris tätig war. Dort erlebte ich mit den „Cafe philosophiques“ Orte, an denen jeder milieuübergreifend zum Thema des Abends mitdiskutierte. Das hat mich beeindruckt und ich habe mir damals geschworen, einmal Gastgeber eines solchen „Third Place“ zu sein, um Begegnungen und Austausch zu ermöglichen und interessante Menschen kennenzulernen.

Welche Rolle spielen Diskussionen und der Austausch von Ideen in Ihrem Konzept für das Cafe Luitpold?

Im Laufe der Jahre haben sich die über 200 vielfältigen Veranstaltungen pro Jahr in den unterschiedlichsten Formaten zu einer Säule unseres Selbstverständnisses entwickelt. Aus diesen Aktivitäten ist ein Fundus, ein Netzwerk und eine Plattform entstanden, aus der Freundschaften und berufliche Beziehungen bis hin zu neuen Geschäftsmodellen entstehen.

Können Sie uns von einem besonders denkwürdigen Moment oder einer Diskussion im Cafe erzählen, die Sie persönlich inspiriert hat?

Ein ganz besonderer Moment für mich war der letzte öffentliche Auftritt von Hans-Jochen Vogel bei uns. Ich empfand ihn als sehr klar, es war eine ganz besondere Stille im Raum bei jedem perfekt formulierten Satz. Ihm war es wichtig, einen Beitrag für eine gerechte Gesellschaft zu leisten. Wie können wir bezahlbares Wohnen für alle organisieren? An diesem Abend gab es eine einzigartige Konzentration im übervollen SALON. Alle Gäste hingen an seinen Lippen, und er überzeugte uns mit seinen Argumenten. Bei der Verabschiedung sagte er mir, dass dies sein letzter Auftritt war und winkte mir aus seinem Fahrzeug zu. Wir hatten beide feuchte Augen. Das ist für mich bis heute ein sehr emotionaler Gänsehautmoment. Das Video kann man sich auf unserem YouTube-Kanal ansehen.

Wie wählen Sie die Themen und Gäste für Ihre Veranstaltungen aus, und welche Kriterien sind Ihnen dabei besonders wichtig?

Oberstes Kriterium ist, dass mich das Thema oder die Konstellation persönlich interessiert. Das oft eklektisch anmutende Programm entsteht aus dem Netzwerk heraus und soll bunt und für möglichst viele Lebens- und Wissensbereiche attraktiv sein. Teil der Vision ist, dass im Luitpold immer etwas Interessantes passiert, auch wenn gerade kein SALON stattfindet. Man soll immer von einem Gast oder Mitarbeiter, mit dem man ins Gespräch kommt, oder von einem Gericht auf der Speisekarte oder einer gleich stattfindenden Veranstaltung überrascht oder berührt werden.

München hat eine lebendige Kultur-szene. Wie positionieren Sie das Cafe Luitpold in dieser Landschaft und welche Rolle möchten Sie in der Zukunft spielen?

Die Zusammenarbeit mit lokalen Kulturinstitutionen ist uns sehr wichtig. Wir verzichten beispielsweise fast ausnahmslos auf zeitgenössische Literatur, da das nahe gelegene Literaturhaus bereits ein großartiges Programm in diesem Bereich bietet. Unsere Rolle in der Zukunft ist es, weiterhin ein einzigartiger und authentischer Ort für Kultur und Austausch zu sein.

Wie wichtig ist es für Sie, lokale Künstler und Denker zu unterstützen, und wie spiegelt sich das in Ihrem Cafe wider?

Die Unterstützung lokaler Künstler und Denker ist uns enorm wichtig. Wenn wir Eintritt für Veranstaltungen nehmen (ca. 15 Prozent der SALONS, 85 Prozent ohne Eintritt), geht das Geld direkt an die Künstler. Das unterstreicht unseren Anspruch, ein aktiver Teil der Kulturszene zu sein und kreative Talente zu fördern.

Sie haben von Ihren Ambitionen, Wünschen und Zielen gesprochen. Können Sie konkrete Ziele nennen, die Sie mit dem Cafe Luitpold in München erreichen möchten?

Unser Ziel ist es, mit unserem individuellen Konzept weiterhin erfolgreich zu sein. Trotz Herausforderungen wie steigenden Betriebskosten legen wir großen Wert darauf, den gastronomischen Anspruch hochzuhalten. Unser neuer Küchendirektor bringt frische Ideen und viel Liebe zum Detail mit, die unser Angebot bereichern. Darüber hinaus haben wir noch viele spannende Gäste und Themen auf unserer Liste, die wir noch nicht verraten möchten. Kommen Sie doch einfach vorbei und lassen Sie sich überraschen!

Über Dr. Stephan J. Meier

Dr. Stephan J. Meier, Inhaber des Cafe Luitpold in München, hat eine faszinierende Lebensgeschichte, die eng mit dem traditionsreichen Cafe verbunden ist – ebenso wie seine Familie. Seine Mutter absolvierte dort ihre Lehre, und die Familie feierte alle wichtigen Anlässe in diesem Cafe. Nach dem Abitur absolvierte Meier eine Bäckerlehre und studierte anschließend Betriebs- und Volkswirtschaftslehre. Er sammelte internationale Erfahrungen in der Unternehmensberatung bei Roland Berger in Paris, kehrte jedoch nach dem plötzlichen Tod seiner Mutter zurück, um seinen Vater in der familieneigenen Bäckerei zu unterstützen. Dort übernahm er 2005 die Geschäftsführung und promovierte parallel. 2009 übernahm Meier das Cafe Luitpold, das seit seiner Gründung 1888 eine wichtige kulturelle Rolle in München spielt und Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle ist. Unter seiner Leitung wurde das Cafe zu einem Ort, der Kulinarisches und Kulturelles verbindet, mit verschiedenen Veranstaltungen wie Musikmati-neen, Pralinenworkshops und der Salonreihe zu Themen wie Politik, Philosophie und Kunst. Der philosophisch interessierte Meier hat ein Philosophiestudium aufgenommen, um mit den Gästen seiner Salons auf Augenhöhe diskutieren zu können. Unter seiner Leitung verbindet das Cafe Luitpold Tradition mit modernem Ambiente und einem abwechslungsreichen Kulturprogramm, wobei kulinarische Qualität, Regionalität und Nachhaltigkeit stets im Vordergrund stehen. Neben breitem zivilgesellschaftlichen und berufsständigen Engagement, sind Hochschulrats- sowie Aufsichtsratspositionen zu erwähnen. Zusätzlich konzipiert und führt sein Startup eKairos, großformatige, digitale Schwarmpartizipationsvorhaben für Politik, öffentliche Verwaltung, NGOs und Unternehmen durch, um kollektive und künstliche Intelligenz für die Bewältigung der sozial-ökologischen Transformation nutzbar zu machen.

Lesen Sie mehr über das Cafe Luitpold unter www.salon-luitpold.de.