Mai Dang-Goy ist Unternehmerin. Sie begleitet Firmen auf dem Weg in die Zukunft. Für sie ist Innovation schon lange kein Zufallsprodukt mehr, sondern eine methodische Disziplin. Darum stellt sie sich immer wieder für Tests zur Verfügung, damit andere ihr Know-how überprüfen können. „Das eigene Geschäftsmodell und die Zukunftsausrichtung sind regelmäßig zu hinterfragen“, sagt sie. „Für die, die es irgendwann einfach müssen, ist es ein hartes Unterfangen, jedoch nicht aussichtslos. Der Mut anzufangen ist entscheidend, um dann mit der eigenen Innovationsarbeit zu beginnen.“ Und so machte sie sich auf den Weg, mit seltener Technik ihre Termine zu absolvieren. Hier ein persönlicher Bericht zur Fahrt mit einem Auto und unbekanntem Energieträger – Wasserstoff.
Meine Gründe für den Test
Sind wir noch zu retten? Diese Frage geht durch sehr viele Köpfe ob der drohenden Klimakatastrophe. Auch ich mache mir dazu Gedanken. Ein großer Beitragsleister auf dem Weg in die Katastrophe ist Kohlendioxid oder CO2. Ursache des hohen Anteils an CO2 ist die intensive Nutzung fossiler Brennstoffe. Größte Verursacher für den CO2-Ausstoß sind laut Umweltbundesamt die folgenden Bereiche: Energieerzeugung, Industrie, Verkehr und Gebäudewirtschaft. In dieser Rangfolge. Die CO2-Belastung unserer Umwelt wird also nicht nur vom Verkehr hervorgerufen. Eine Möglichkeit ist die Nutzung batteriebetriebener Transportmittel, deren Reichweite aber nicht dem mittlerweile vertrauten Bild durch benzinbetriebene Mobilität entspricht.
Was sind mögliche Alternativen? Eine vielversprechende ist die Nutzung von Wasserstoff oder H2. Vor einem Jahr habe ich Joachim Schober bei dem ersten „The Grow Summit“ kennengelernt. Mit seiner Vision von der Wasserstoffnutzung und einem Experten-Netzwerk arbeitet er seit Jahren daran, Wasserstoff alltagstauglich zu machen. Für meinen Test habe ich mir bei ihm in seinem Autohaus Schober das Wasserstoffauto Mirai II von Toyota für eine zweiwöchige Tour geliehen.
Tankstellen
Eine Plattform gibt Auskunft, wo ich tanken kann. Aktuell gibt es europaweit 193 Wasserstofftankstellen und Deutschland ist umsetzungsstark mit 95 aktiv, neun sind im Bau bzw. im Testbetrieb. Man kann in wenigen Minuten für gewohnte Reichweiten von 400 bis 500 km tanken. Und das gilt für Wasserstoff-Pkws, die bei 700 bar tanken, sowie auch für Nutzfahrzeuge, die bei 350 bar tanken.
Tanken, ein besonderer Moment
Die erste Gasbetankung stellte mich vor eine besondere Herausforderung. Ich hatte den Tankstutzen nicht auf Anhieb korrekt eingesetzt, sodass der Kugelverschluss nicht verriegeln konnte. Die Tankpistole hat einen Hebel, der nach dem Verriegeln des Kugelverschlusses dann gesichert werden muss, damit der Tankvorgang gestartet werden kann. Dadurch wird die Kommunikation vom Auto mit der Tanksäule hergestellt. Danach starte ich mit dem grünen Knopf an der Zapfsäule. Es gibt zu Beginn einen Teststoß, mit dem das System testet, ob die Verbindung auch fest sitzt und wie viel Wasserstoff noch im Tank ist. Der Tankvorgang endet automatisch, der grüne Knopf leuchtet oder blinkt nicht mehr. Zwei neugierige Handwerker haben mich angesprochen, weil sie so ein H2-Auto noch nicht live gesehen haben. Diese waren meine Retter, sodass ich den Klick-Schluss richtig machte und so mit vollem Tank weiterfahren konnte. Wichtig, so lerne ich, ist auch: Den Zapfhahn wieder richtig einhängen! Erst nach der Beendigung eines Tankvorgangs kann sich die Anlage auf die nächste Betankung vorbereiten und den notwendigen Startdruck aufbauen. Ein richtig eingehängter Zapfhahn ist dafür die Voraussetzung.
In der Mittagspause konnte ich dem Team meines Kunden das Auto vorstellen. Vor allem das Kernstück, die Brennstoffzelle, erregte das Interesse. Bei einer Probefahrt erklärte ich den Mechanismus der Brennstoffzelle, worin aus Wasserstoff und dem Sauerstoff aus der Umgebungsluft elektrische Energie erzeugt wird.
Das für mich Erstuanlichste kam am Ende: Statt Abgasen und Lungengift entstand lebensnotwendiges Wasser als Abfallprodukt. Das Wasser ist optisch klar und sauber. Ich habe es auch gewagt, das Wasser zu trinken, um den Geschmack zu erfahren. Auf jeden Fall schmeckt es neutral und ich habe nichts von Unpässlichkeiten erlebt.
Diese neue Art der Mobilität, die über die gesamte Wertschöpfungskette regenerativ bleibt, ist vielversprechend. Statt giftiger Abgase entsteht lebensnotwendiges Wasser. Das scheint meiner Ansicht nach ein wirklich nachhaltiger Kreislauf.