TECHNOLOGIE & ZUKUNFT

Munich Urban Colab - Das Zukunftshaus

Die Zukunft sollte vor allem schön und grün sein. In diesem Wunsch sind sich offenbar alle einig. Doch wie soll das konkret gehen, was ist denn eigentlich möglich? Wohin lässt sich eine Stadt zukunftsfähig entwickeln? Damit eine Stadt wie München so lebenswert bleibt, wie sie ist, muss viel passieren.
Autor: 
Sonja Still
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Advertorial
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Munich Urban Colab - Das Zukunftshaus

Im Munich Urban Colab (MUC), im ehemaligen Kasernengelände in München Schwabing, wird genau daran gearbeitet. Ungefähr 250 Start-ups haben sich mit dem Munich Urban Colab verbunden. Auch Konzerne und die Stadt München selbst, die Wirtschaftsförderung und das Wirtschaftsreferat, sind beteiligt. Es soll ein Ort für Smart-City-Solutions sein und eine neue Form der Zusammenarbeit ermöglichen. „Man muss für eine gute Zukunft in der Stadt unkonventionelle Lösungen finden, die das Zusammenleben zum Besseren gestalten“, das hat Susanne Klatten, Initiatorin des MUC in all ihren Reden, Editorials und Interviews klargemacht. Sie glaubt an die Macht der Innovation. 35 Millionen Euro investierte sie darum in dieses Haus, in dem die Zukunft wohnt. Ein transparentes Gebäude mit 11 000 qm Nutzfläche entstand. Hier tummeln sich Tüftler und Talente, Neugierige und Etablierte: Siemens, Infineon oder SAP sind dabei, wenn im „Maker-Space“ oder im „Living Lab“ (noch) unbekannte Start-ups an Ideen für die Zukunft werkeln. 

Entscheidend ist, dass hier viele Disziplinen zusammenkommen und an der Smart-City-Strategie arbeiten. „Im Munich Urban Colab wird das Miteinander gelebt“, sagt Klatten. „Die Architektur des Gebäudes strahlt bewusst Transparenz aus. Wir laden alle Münchnerinnen und Münchner ein, uns zu besuchen; im Café etwas zu trinken, sich die Werkstätten anzuschauen. Mitten in der Stadt bauen wir Prototypen. Wir wollen zeigen, dass die Menschen unsere Entwicklungen gebrauchen können.“

Im MakerSpace nehmen Ideen konkrete Gestalt an. Prototypen entstehen. Der KEWAZO zum Beispiel ist ein Roboter auf Schienen. Er soll auf Baustellen, vor allem auf Gerüsten mittels KI, also Künstlicher Intelligenz, eigenständig arbeiten. Oder der WARR Hyperloop. Damit sollen Menschen und Güter blitzschnell in einer Kapsel durch einen Tunnel unter Niedrigdruck transportiert werden. Vater der Idee ist der amerikanische Technologie-Unternehmer Elon Musk. 30 Studierende der Raumfahrttechnik, Informatik, BWL, Physik und Elektrotechnik tüfteln an ihrem Modell dieser visionären Rohrpost. Das Geschoss der Münchner Studierenden war bei einem internationalen Test dreimal so schnell wie der Zweitplatzierte.
Nun geht’s drum, solche Erfindungen gebrauchsfertig zu machen. Katar soll die nächste Station sein, denn in München blockieren sich Vorschriften und Bürokratie gegenseitig. Auch Konux ist so ein Unternehmen, das smarte Sensoren mit künstlicher Intelligenz verbindet, um vorausschauende Instandhaltung von Transportsystemen, etwa von Schienen und Weichen, zu ermöglichen. 

Im Munich Urban Colab gibt es zudem Veranstaltungs- und Seminarräume, in denen es ums Vorstellen und Debattieren von neuen Möglichkeiten geht. Zum Beispiel: Wie sollen Architekten künftig wirken? Sind sie weiterhin Baumeister, die Stein und Dachneigung höchst individualisiert abliefern oder werden sie künftig mehr die Funktion eines Dirigenten in einem Orchester übernehmen, in dem vernetzte Lebensräume zusammengeführt werden? Einer der Vordenker, Carlo Ratti, italienischer Architekt und Ingenieur, liefert zum Beispiel Input, was künftig nötig sein dürfte, um menschenfreundliche Städte zu gestalten. „Egomanische Visionen vom Bauen sind nicht mehr nachhaltig“, sagt er. Der Wechsel muss kommen. Er fasst ihn in den Satz „From Form to Perform“. Will heißen, Raum ist Umwelt, nicht nur ein um- oder bebauter Platz. Menschen stehen dazu in Beziehung. 

Städte sind in der Regel progressiver als das Umland. Ihre Entwicklung zeigt, welche Aufgaben und Chancen auf die Menschen zukommen. Je schneller Städte wachsen, desto dringlicher werden die Herausforderungen. Auch wenn es manchmal den Wunsch nach Leben auf dem Land gibt: Die Stadt bleibt Sehnsuchtsort. Weltweit verbinden Menschen den Wohnraum Stadt mit Hoffnung auf Aufbruch, erwarten hier Möglichkeiten zu Individualität und Vergnügen, sehen in der Stadt Chancen auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben. 

Der Standort für das Munich Urban Colab ist klug gewählt: Es ist ein „Spielplatz für Ideen“, in Schwabing, mitten in München. Die Stadt München zählt zu den wirtschaftlich erfolgreichsten und am schnellsten wachsenden Großstädten Europas. Mit Allianz, BMW, Linde, Munich Re und Siemens sind hier fünf Dax-Unternehmen beheimatet. Sie gilt als Deutschlands Digitalstandort Nummer eins. Die Universitäten der Landeshauptstadt zählen zu den besten Gründer-Unis Deutschlands.

„Mithilfe neuer Technologien und unternehmerischer Kraft entwickeln und realisieren wir international skalierbare nachhaltige Lösungen für die Stadt der Zukunft“, sagt Susanne Klatten. Sie selbst begeistert sich fürs „Urban Gardening“, ist dem Bookazine des Munich Urban Colab zu entnehmen. Eine schöne Vorstellung, dass ein Haus wie ein Regal gestaltet ist: Oben könnte Gemüse gepflanzt werden, an den Fassaden rankt sich Grün. Die Bewohner fühlen sich in solchem Ambiente wohl. Und sie müssen nicht weit fahren, um sich – wie bisher – im Einkaufszentrum vor der Stadt zu versorgen. Sie brauchen nur unten im Haus zum Laden gehen, in dem sie frische Lebensmittel einkaufen können. Vielleicht eine naive Vorstellung. 

„Aktuell wird Veränderung vor allem durch Kommerzialisierung und Gewinnmaximierung vorangetrieben“, heißt es in einer Analyse des Munich Colabs. Aber: Mittelfristiges Denken ist nicht nachhaltig. Es mach also Hoffnung, wenn sie im Munich Colab die Möglichkeit haben, ganz weit vorauszudenken. 

Was ist eine Smart City?

Die Zukunft ist urban. Die Stadt der Zukunft muss sich auf mehr Menschen mit weniger Platz vorbereiten. „Smart Cities sind nachhaltiger und integrierter Stadtentwicklung verpflichtet“, so formuliert es die Smart City Charta. Dieses Grundsatzpapier gibt Stadtentwicklern eine wichtige Orientierung, verfolgt das Bild einer intelligenten, zukunftsorientierten, ressourcenschonenden Stadt, angelehnt an Kriterien, wie sie auch die Urban Agenda der EU (Pakt von Amsterdam) und die New Urban Agenda der Vereinten Nationen beschreiben. Die Digitalisierung muss so intelligent eingesetzt werden, dass sie dem Menschen keine Angst macht und er technische Entwicklungen einfach nutzt. Gleichzeitig geht es um Technik, die die Lebensumstände der Menschen besser lenkt. Beispiele sind hochintelligente Verkehrsleitsysteme oder Smart Buildings, wo auf dem Dach Schwämme als Wasserreservoir angebracht sind, damit das notwendige Wasser vorrätig bleibt und z. B. auf Betonflächen gepflanzt und gegärtnert werden kann. 

Susanne Klatten war es, die das Munich Urban Colab initiierte. Die Unternehmerin und BMW-Großaktionärin steckte das Ziel, intensiver und schneller an nachhaltigen Lösungen für Städte der Zukunft zu arbeiten. Das Munich Urban Colab ist angedockt an die UnternehmerTUM. Auch diese wurde 2002 durch Betreiben von Susanne Klatten gegründet. Sie ist seitdem Vorsitzende des Aufsichtsrats. Die UnternehmerTUM gilt inzwischen als Europas führendes Zentrum für Gründung und Innovation und hat beste Anbindung an die TU München und deren exzellente Wissenschaft. Man verfügt über eine langjährige Erfahrung beim Aufbau von Start-ups, eigenem Venture-Capital-Fonds und einem Talentpool von über 40.000 Alumni der TU München und kooperierender Wissenstanks. Mit dem Munich Urban Colab gibt es nun ein Haus, in dem sich unterschiedliche Forschungslabore unter einem Dach befinden, die sich alle um die Entwicklung der Stadt der Zukunft kümmern. Dabei sind die ersten „Bewohner“ des Hauses der Digital Hub Mobility, die BEFIVE, Initiativen zur Digitalisierung und Anwendung künstlicher Intelligenz in der Bauindustrie, der Accelerator RESPOND der BMW Foundation und das Innovation Lab der Stadt München sowie das Mobilitätslabor der Stadtwerke München. Direkt in der Nachbarschaft des Hauses gibt es Platz für Künstler und Kreative, die durchaus beteiligt sind, wissenschaftliche Ingenieurskunst mit spielerischer Leichtigkeit anzureichern. Das Munich Urban Colab trägt so auch zur Initiative „Neues Europäisches Bauhaus“ der EU-Kommission bei, mit dem Design, Nachhaltigkeit, Inklusion und Innovation kombiniert werden sollen, um einen Beitrag zur Umsetzung des europäischen Grünen Deals zu leisten. Susanne Klatten hat auch die Stiftung Kunst und Natur - Nantesbuch bei Bad Heilbrunn ins Leben gerufen. Dort will sie das Bewusstsein für Kunst und Natur schärfen. Interdisziplinäre Vernetzungen sind am besten geeignet, die Ideen zur Smart City der Zukunft zu entwickeln.