Was ist das Ergebnis, wenn man weitverbreitete Werkzeuge der generativen Künstlichen Intelligenz (KI) – etwa ChatGPT oder Google Bard – befragt, ob sie Unternehmen dabei helfen können, sich auf die Zukunft vorzubereiten?
Alle KIs erzeugen konkrete Aussagen, die innerhalb von Sekunden auf dem Bildschirm erscheinen, und benennen zutreffende Vorgehensweisen und Fähigkeiten, teilweise sogar ergänzt durch Quellen, die sie im Internet recherchiert haben. Aber es stellen sich die Fragen: Wie gut sind diese Ergebnisse heute schon? Und wie gut lassen sich diese in Unternehmen systematisch nutzen? Genau das gilt es, kritisch zu beleuchten, denn mit einer schnellen KI-Abfrage allein ist es hier nicht getan. Studien zeigen: 2024 werden generative KIs weit über das einfache Erstellen von Texten oder Bildern hinausgehen und zahlreiche neue Anwendungsfelder erschließen. Die systematische Nutzung dieser Erkenntnisse hat gerade erst begonnen – auch in den Strategieabteilungen vieler Unternehmen.
Seit Jahren haben zahlreiche Wissenschaftler und Beratungsunternehmen praxistaugliche Methoden entwickelt und eingesetzt, um Unternehmen zu helfen, sich systematisch auf die Zukunft vorzubereiten. Ob Szenariotechnik, Delphi-Methode, oder Trendanalyse – all diese Werkzeuge der strategischen Vorausschau sind zeit- und ressourcenintensiv. Ein Erfolgsfaktor der Strategiearbeit ist die fundierte Erfahrung im Einsatz dieser Methoden in der jeweiligen Branche eines Unternehmens. Deshalb blieben solche Ansätze in der Vergangenheit oftmals nur Großkonzernen vorbehalten, während kleine und mittelständische Unternehmen diesen Aufwand nicht abbilden konnten. Und dass, obwohl angesichts der immer dynamischeren Umwelt- und Marktveränderungen – Stichwort Polykrise – die systematische und regelmäßige Auseinandersetzung mit der Zukunft für alle Unternehmen immer wichtiger wird. So gewinnt auch die Szenariotechnik als Managementinstrument wieder zunehmend an Bedeutung.
Disruptive KI eröffnet 2024 eine neue Ära strategischer Anwendungen für alle Unternehmen
Generative KI hat das Potenzial, die Szenariotechnik als Managementinstrument für die Absicherung von strategischen Zukunftsentscheidungen grundlegend zu verändern. Aufgrund des natürlichsprachlichen Dialogs mit der KI können nun auch kleinere und mittlere Unternehmen ihre strategischen Teams durch generative KI zielführend erweitern. In einer Welt, die sich rasant verändert, ist ein kontinuierlich aktualisiertes Zukunftsbild für Unternehmer, Top-Manager und Family Offices unerlässlich. Strategisches Management erfordert Werkzeuge, die nicht nur innovativ, sondern auch effizient sind. MBS Prof. Dr. Hans H. Jung, Principal im Münchner Büro der Managementberatung Unity, hat den Einsatz von KI in diesem Bereich wissenschaftlich untersucht: „Mit der rasanten Weiterentwicklung generativer KI in der Szenariotechnik betreten wir eine neue Ära der strategischen Vorausschau. Jetzt ermöglichen KI-Tools wie ChatGPT oder Bard einen einfacheren Zugang zu zukunftsrelevanten Fakten: Stellen Sie sich vor, Sie hätten ein Team intelligenter Assistenten, die Ihnen helfen, aus einer Flut von Informationen das Wichtigste herauszufiltern, und verständlich zu machen oder sogar zu visualisieren!“
Generative KI: Nutzen Sie die Vorteile der neuen Ära für Ihren Unternehmenserfolg
Diese KI-Tools haben die Fähigkeit, nicht nur auf große Datenmengen zuzugreifen, sondern auch Einsichten zu generieren, die für die Erstellung von Zukunftsszenarien entscheidend sind. Das Spektrum der Unterstützung wird größer und reicht vom Erkennen und Klassifizieren von Schlüsselfaktoren, die die Zukunft eines Unternehmens beeinflussen, bis hin zur Bewertung von deren Wechselwirkungen. Zudem können generative KI-Tools helfen, mögliche zukünftige Entwicklungen solcher Schlüsselfaktoren zu ermitteln, daraus konsistente Szenarien zu bilden bzw. diese verbal und visuell zu beschreiben.
KI-Programme sind wie Teammitglieder, die den Unternehmen nicht nur Zeit sparen, sondern auch dabei helfen, bessere Entscheidungsgrundlagen systematischer zusammenzustellen. Sie finden Daten über Entwicklungen, erkennen Trends und liefern wertvolle Einblicke, die Entscheidern sonst vielleicht entgangen wären. Dr. Dominik Fischer, ebenfalls bei Unity, und verantwortlich für den Bereich Strategie und Innovation, führt aus: „Trotz der Fortschritte der KI bleibt der Mensch unverzichtbar im Prozess der Erstellung von Zukunftsbildern. KI-Modelle können uns dabei helfen, diese hocheffizient zu erstellen. Wir können unsere Ressourcen gemeinsam mit unseren Kundenunternehmen nun viel zielgerichteter für das Ableiten strategischer Handlungsfelder und Maßnahmen einsetzen. Hierbei ist der Mensch gefordert, der seine Expertise, Erfahrung und Entscheidungsrolle einbringt.“
Neue Fähigkeiten sind gefragt: Prompt Engineering
Mit der Implementierung von KI in die Szenariotechnik entsteht auch ein neuer Bedarf an Fähigkeiten, wie das Prompt Engineering: Dies erfordert ein Verständnis dafür, wie man mit den generativen KI-Modellen kommuniziert, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Die Studien der Managementberatung Unity zeigen, dass KI-Modelle den Prozess der Erstellung von Szenarien deutlich verbessern und beschleunigen, eine vollständige Automatisierung jedoch weder nötig noch gewünscht ist. Sie bieten jedoch alternative, transparente und zuverlässige Methoden zur Identifizierung von Zukunftsmärkten und Geschäftschancen, die mit den Fähigkeiten menschlicher Experten vergleichbar sind. So bietet sich eine einzigartige Gelegenheit, die Art und Weise, wie sie die Zukunft planen und gestalten, deutlich zu optimieren.
Diese Entwicklung markiert einen Wendepunkt in der strategischen Vorausschau und eröffnet neue Horizonte für die Nutzung von KI in der Geschäftswelt. Mit den richtigen Werkzeugen und der notwendigen Expertise lässt sich die Zukunft nicht nur antizipieren, sondern auch aktiv managen. Das Denken in Szenarien in der Strategiearbeit von Unternehmen ist mehr als Risikominimierung – es ist ein kreativer Prozess, der potenzielle Entwicklungen anerkennt. Es erlaubt Organisationen, sich auf ein Spektrum von Möglichkeiten vorzubereiten, was sie agiler und widerstandsfähiger gegen unvorhersehbare Veränderungen macht. Dabei gilt: Künstliche Intelligenz ist kein Zukunftstraum – sie ist ein praktisches Werkzeug, das Entscheidern heute schon zur Verfügung steht. Sie ermöglicht es, besser informiert zu sein, schneller zu handeln und Geschäftsziele mit größerer Sicherheit zu erreichen. Für Unternehmer ist es eine spannende Zeit, denn mit KI an ihrer Seite – und dem Wissen, wie sie richtig genutzt wird – sind die Möglichkeiten für die Zukunft fast grenzenlos.
Strategische Vorausschau: Mögliche Zukünfte vorausdenken
Wer strategische Entscheidungen treffen will, muss eine klare Vorstellung von der Zukunft haben. Weder die Auffassung, dass sich Dinge so weiterentwickeln werden wie bisher, noch Prophezeiungen oder Voraussagen helfen da weiter. Worauf es ankommt, ist das systematische Vorausdenken der Zukunft. Ziel von Unternehmen muss es sein, ein nachvollziehbares Bild von der Wettbewerbsarena von morgen zu gewinnen und darin zukünftige Erfolgspotenziale aber auch Bedrohungen für das etablierte Geschäft zu erkennen. Eine strategische Leitfrage lautet: Mit welchen Angeboten wollen wir bei welchen Kunden in welchen Märkten erfolgreich sein?
Szenariotechnik
Ein Szenario ist ein Zukunftsbild, das auf einer in sich schlüssigen Kombination von denkbaren Entwicklungen (Projektionen) einzelner Einflussfaktoren beruht. Die herausragende Stärke der Szenariotechnik ist, dass je Einflussfaktor mehrere denkbare Entwicklungen ins Kalkül gezogen werden. Der Ansatz dient dazu, unterschiedliche Zukunftszustände zu beschreiben, in denen ein Unternehmen agieren muss. So ermöglicht die Szenariotechnik Unternehmen, sich auf ein breites Spektrum an potenziellen Entwicklungen vorzubereiten und entsprechende Strategien und Geschäftsmodelle zu entwickeln oder zukünftige relevante Fähigkeiten aufzubauen. Die Szenariotechnik ist ein mächtiges Denkwerkzeug für Strategieverantwortliche und Entscheider. Sie gilt als partizipativer, antizipativer und visionsbildender Prozess, um heutige Entscheidungsprozesse zu unterstützen.