Wenn Christian Böll reist, geht es nicht nur um das Ziel, sondern auch um die Momente dazwischen. Der CEO des Luxusreiseveranstalters WINDROSE ge-staltet exklusive Traumrouten und lebt die Philosophie des Erlebnisreisens. Mit Christiane Wolff spricht er über Sehnsuchtsorte, den neuen Luxus und darüber, was es für ihn bedeutet, wirklich anzukommen.
Herr Böll, wo erwischen wir Sie gerade?
Im Berliner Büro – dort, wo viele Fäden zusammenlaufen und wir im Team von 49 Kolleginnen und Kollegen die WINDROSE weiterentwickeln. Auch wenn es manchmal so wirkt, als sei ich ständig unterwegs: Ein großer Teil meiner Arbeit findet hier statt – im Austausch mit dem Team und in der strategischen Planung. Reisen gehören natürlich dazu, ob zu internationalen Messen, Partnern oder neuen Zielen.
WINDROSE gilt als Spezialist für maßgeschneiderte Reisen – was bedeutet das konkret?
Alle unsere Reisen sind „tailormade“. Unsere 30 Reise-Designerinnen und -Designer arbeiten eng mit unseren Kunden zusammen, um genau die Reise zu gestalten, die in diesem Moment perfekt zum Gast passt. Wir hören zu, greifen Wünsche auf und verbinden sie mit Trends aus Marktforschung, Gästefeedback – und manchmal aus purem Bauchgefühl. So entstand etwa unser erfolgreiches Luxuszug-Portfolio aus einer Kundenumfrage. Neben Klassikern finden sich auch Ziele wie die Mongolei oder Madagaskar sowie besondere Erlebnisse, die berühren und bleiben.
Sie sind viel unterwegs – was bedeutet „ankommen“ für Sie?
Für mich ist Ankommen weniger ein Ort als ein Gefühl. Es ist der Moment, in dem ich ganz im Hier und Jetzt bin – beim Blick auf den Ozean, in einer Lodge in Botswana oder mitten im Nirgendwo. Diese Momente sind oft einzigartig und nicht wiederholbar – und genau das macht sie so wertvoll.
Was ist für Sie heute – im Jahr 2025 – wahrer Luxus beim Reisen?
Luxus ist heute Zeit und Tiefe. Früher standen First-Class-Flüge oder Butler-Service im Vordergrund. Heute geht es um persönliche Entdeckungen: authentische Begegnungen, besondere Erlebnisse, intensive Eindrücke. Etwa der Blick in die Augen eines Gorillas in Ruanda, Wale vom Expeditionsschiff aus oder eine Nacht unter freiem Sternenhimmel in der Wüste. Es geht nicht darum, viel zu erleben, sondern das Richtige – unvergesslich und persönlich.
Welche Reise hat Sie zuletzt tief bewegt?
Zwei bleiben unvergesslich: die Antarktis – diese überwältigende Natur, das Licht, die Farben. Und meine Geburtstagsreise nach Ruanda: die Begegnung mit den Gorillas – nah, echt, ohne Inszenierung. Solche Erlebnisse verändern den Blick auf die Welt.
WINDROSE bietet exklusive Safaris in Sambia und Tansania an. Was unterscheidet diese von anderen Angeboten?
Wir setzen bewusst auf Tiefe statt Tempo. Jede Safari ist individuell – von den Lodges über die Guides bis zum Tagesrhythmus. Es geht nicht darum, die „Big Five“ in drei Tagen abzuhaken, sondern darum, den Moment zu spüren, wenn er da ist. Die Natur lässt sich nicht planen – und genau das macht sie einzigartig.
Ihr Unternehmensmotto lautet „Alles außer gewöhnlich“. Was heißt das für Sie?
Es heißt, Emotionen einzuweben – Trip Couture statt Reisen von der Stange. Ein Dinner im Outback, ein Museumsbesuch außerhalb der Öffnungszeiten oder eine Wanderung durch ein verborgenes Tal in Bhutan – es geht um Geschichten, die ein Leben lang bleiben.
Sie sind bekennender Wasserfan. Was unterscheidet eine Seereise mit Luxus- oder Expeditionsyachten wie denen von Ritz-Carlton oder Scenic Expedtion von klassischen Kreuzfahrten?
Es sind stets kleinere Schiffe mit persönlicher Atmosphäre und Nähe: zum Meer, zu den Reisezielen, zu den Menschen. Luxusyachten bieten natürlich allerhöchsten Komfort und individuellen Service. Dank moderner Technologie wie Starlink bringen Expeditionsyachten unsere Gäste zudem in entlegene Regionen wie die Antarktis. Für viele ist diese permanente Konnektivität längst Teil des Luxus.
Und welches Reiseziel liegt Ihnen besonders am Herzen?
Ruanda – wegen der Begegnung mit den Berggorillas. Die Antarktis – wegen ihrer unendlichen Weite. Und Manitoba in Kanada – wo ich Eisbären in freier Natur und ohne Barrieren erlebt habe. Solche Momente sind unverfälscht, sie schaffen eine Verbindung, die uns Demut lehrt – und das ist für viele der tiefste Luxus.
Zum Schluss: Welche Werte sind für Sie als Unternehmer und Mensch nicht verhandelbar?
Respekt – wir sind immer Gast. Sicherheit – für unsere Kunden und Partner. Verantwortung – Tourismus darf nicht zerstören, was er feiert. Die besten Reisen sind die, nach denen wir mehr verstehen: vom Land, vom Leben – und vielleicht auch von uns selbst.