KUNST & DESIGN

Fake is not the truth – Munichwristbusters

Ach, ne? Echt? Aber irgendwie doch nicht! In dem folgenden Artikel stellen wir die Munichwristbusters vor. Zwei junge Erwachsene, die sich auf den Verkauf hochwertigster Uhren spezialisiert haben. Bekannt wurden sie durch ihre Instagram-Aktion teure Zeitmesser von Fälschungen zu unterscheiden. Julia und Sven Holsten, Verleger von „Only the Best“, waren neugierig auf diese Jungs, die sich schon recht viel Ärger eingehandelt haben.
Autor: 
Sonja Still
, Fotograf: 
Advertorial
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Fake is not the truth – Munichwristbusters

München. Maximilianstraße. Hier schlägt die Aorta der Shoppingwelt. Beste Adresse, aber kein Ladengeschäft. Nicht einmal das Klingelschild verrät die Anwesenheit der Munichwristbusters. Etienne-Maurice Ehlers öffnet die Tür. Er hatte uns kurz vor dem Termin den Weg beschrieben – gut in die Max hätten wir gefunden. Den korrekten Eingang vielleicht auch noch. Aber welcher Klingelknopf der richtige ist, musste er uns wirklich verraten. Allerdings wird das nicht mehr lange der Fall sein, denn Anfang Oktober geht es an den Königsplatz. Etienne-Maurice Ehlers ist verantwortlich für Organisation und Management bei der Wristbusters GmbH, diese umfasst MWB Watches und Munichwristbusters. Robin Haas und Leon Schelske sind die Geschäftsführer. Drei absolut sympathische Jungs. 

Eine coole Uhren-Boy-Group

Das ist leider eine ungehörige Bezeichnung, die mehr über mich aussagt: Die jungen Männer sind zwischen 21 und 22 Jahre alt, könnten also fast meine Kinder sein. Seit zwei Jahren führen sie ihr Business. So erfolgreich, dass sie schon an bester Adresse ihr Office aufgemacht haben. Zurecht. Denn sie handeln nicht nur mit Marken-Uhren, sondern sie enttarnen auch sogenannte „Replica Uhren“, die ihrem Original täuschend ähnlich sind. Es geht nicht um die irgendwie billigen Fakeuhren, sondern um echte Fälschungen. Sie erkennen, ob es eine echte Rolex, Audemars Piguet oder Patek Philippe oder Breitling ist. Auch auf dem Foto sehen sie – da ist ein Zifferblatt anders, eine Gravur an der falschen Stelle, ein Zeiger länger. „Eine Idee, die uns im ersten Lockdown kam, als wir uns ohne Schule langweilten“, sagt Leon (22). 

Eigentlich sind beide Uhren-Fans. In ihren Familien gings um die Uhren, die der Urgroßvater an den Großvater, den Vater, den Sohn vererbte. So haben sie sich einfach schon früh dafür interessiert: Was macht eine echte Rolex aus, wie unterscheiden sich die Modelle? Eine Rolex Daytona Oysterflex von einer Rolex GMT-Master II Pepsi oder Rolex Submariner 41.
Klar, im Preis – die Daytona kostet doppelt so viel wie die Pepsi und dreimal soviel wie die Submariner. Wobei keine billig ist. Wir sprechen hier von Summen von 16.000 oder 54.000 Euro. Und die Beispiele sind willkürlich. Die zurzeit wertvollste Uhr im Angebot ist die Rolex Day-Date 40 Platin Factory Setting mit 171.000 Euro. 

Fangen damit normale Menschen nicht ein neues Leben an? 

„Rund 60 Prozent der Luxusuhren, welche wir verkaufen erfolgen im Suchauftrag unserer Kunden“, sagt Robin. „Wir beraten wenn jemand eine Uhr als Wertanlage sucht und sich nicht sicher ist, worauf man achten sollte, welches Modell ins Budget passt, oder welche Möglichkeiten es gibt. Wir beraten, wenn jemand sein Geld in mehreren Uhren anlegen will, anstatt in nur einem einzelnen Modell, wir zeigen den persönlichen Investmentplan auf und bringen unser ganzes Fachwissen und unserer zweijährigen Business-Erfahrung ein“. Da ist er wieder, der kleine Moment an dem man bewundernd schlucken muss. Diese Jungs Anfang 20, grad frisch aus der Schule und ohne einschneidende Ausbildung, handeln wie die alten Hasen mit solchen Werten. Und ihr Business boomt. 

Dabei ging es in den Anfängen um das „Bustern“. Da gab es so einige Promis, die mit hübschen Fotos ihre Armbanduhr zeigten. „Wir sahen einfach, das ist fake“, sagt Leon. „Viel kam dann über den Instagram-Auftritt“, sagt Leon. Somit auch die Idee des Uhren An- und Verkaufs. Aber damit allein ist es in München nicht getan, das machen viele. „Wir haben uns echt mit dem Thema auseinandergesetzt“. Sie sind also so etwas wie die Ghostbusters fürs Wertvolle am Handgelenk (Englisch: Wrist). 

„Uns ist es egal, wer welche Uhr trägt“, fügt Robin ein. Sie wollen auch nicht die Menschen bloßstellen. „Aber wenn einer dafür Geld und Likes als öffentliche Person einkassiert, sollten die Follower nicht verarscht werden und die Fakten auch stimmen. Sie bekommen dafür kein Geld. Es geht eher darum, dass sie ein Scheinbild leben und falsche Werte vermitteln.“ Das Entlarven war manchem etwas unangenehm. Nach und nach nahmen die Promis ihre Fake-Fotos aus dem Account. Nach und nach kamen die Leute zu den Wristbusters, um sich die Echtheit zertifizieren zu lassen. Nebenbei gab es eine Menge Ärger. Drohungen. Beschimpfungen. 

Habt Ihr wirklich daheim nun einen Stacheldraht ums Grundstück? Das war in der Zeitung zu lesen. Es klang recht dramatisch. Robin und Leon schweigen. Setzen nach: „Wir haben gute Rechtsanwälte. Und zur Klage ist es noch nie gekommen, weil wir einfach sauber arbeiten“. Sie suchen im Auftrag. Sie verkaufen im Auftrag. Sie verifizieren ihre Ware. 

„Leute, die bei uns ihre Uhr vorbeibringen, weil sie diese zum Beispiel vererbt bekommen haben, haben schon immer eine Ahnung, dass das Stück was wert ist. Aber sie haben oft keine Papiere, also Zertifikate oder Rechnungen mehr“, erzählt Robin. „Da beginnen wir dann.“ Erstmal geht’s nach der Optik. 

Da sind die Jungs fit. Das Innere einer Uhr wird beim Uhrmacher überprüft. Dort wird noch mal geöffnet, dann wird ins Werk reingeschaut. Rein durchs Anschauen allein, sind Uhren nicht zu bewerten. „Da gibt es unfassbare Dinge: Manchmal wurde das Werk geändert oder rausgenommen oder extra verkauft“, schildern sie. „Da sind oft nur ein paar Sachen anders, die kosten aber ein paar tausend Euro. Die Uhr funktioniert also, aber ist eben nicht mehr ganz echt.“ Ihre Kunden bekommen dann ein gutachterliches Schreiben, mit Zertifikat und Werteinschätzung. Am häufigsten wird eine Rolex nachgefragt. Aber es gibt natürlich auch alles andere.

Muss es heute nicht heißen: Ist das echt oder ist das smart? Im Endeffekt kann man festhalten, es gibt für alles einen Fake. Zurzeit hypet gerade eine Swatch, die als Kooperation zwischen Swatch und Omega entstanden ist. Die echte kostet 250 Euro, die Fälschung 150 Euro. Die Leute holen sich wegen dem Hunni die Fälschung. Bei Smartwatches ist es wegen der Software ein bisschen schwieriger sie zu fälschen. Aber klar, auch das wird genauso nachgemacht. 

Beliebt ist aber die Armbandfälschung. Da wird im 3D-Drucker so ein Stahlarmband, das echt aussieht, rausgehauen. Das funktioniert, weil eigentlich keiner eine richtige Ahnung von Uhren hat. „Aber auch da gilt: wenn Du so ein Billigteil kaufst, unterstützt Du all den Kram, den keiner will!“, reden sie sich etwas in Rage. „Das Zeug ist so billig hergestellt und ganz sicher nicht menschenfreundlich – weder für die, die damit arbeiten, noch die, die es dann tragen und sich giftige Substanzen aus dem Fake langsam in die Haut schwitzen. All die schönen Artikel, die durch Produktpiraterie entstehen, werden oft im kriminellen Bereich vertickt.“ Und das nur, weil einer in München schick auf einem Foto posen willst. Das ist krank! Echt!

WEALTHREPORT

Luxus verkauft sich immer besser: Teure Uhren, wertvolle Weine, coole Kunst und schicke Oldtimer. Wer kann, konsumiert nicht, sondern sammelt. Der Return des Invests ist meist echt abgefahren. Im letzten Wealthreport von KnightFrank London wird von den Analysten eine immense Steigerung vermeldet. In der Luxuskategorie von Uhren wurde ein Anstieg von 54 Prozent gegenüber dem Vorjahr festgestellt. Phillips, das führende Auktionshaus im Bereich Uhren,  verdoppelte seine Vorjahresertragssumme fast . 

Ein einmaliger Rekord wurde von einer 64 Jahre alten Omega Speedmaster, der Tropical Broad Arrow, eingefahren. Sie brachte einen Preis von knapp 3 Millionen SFR (CHF) ein. Uhrmacher setzen auf beste Preise bei Uhren von George Daniels, Roger Smith, Christian Klings und Philippe Dufour. Der AMR-Index der Rolex Sportuhren zeigte den steilsten Anstieg. Der Wert von Rolex Daytonas steigt insgesamt weiter an, dicht gefolgt von Explorers und Submariners.