TECHNOLOGIE & ZUKUNFT

Die Zukunft der Mobilität

Wie wollen wir künftig unterwegs sein? Eine Antwort gibt der Zukunftswissenschaftler Prof. Dr. Ulrich Reinhardt von der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen, einer Initiative von British American Tobacco. Zusammen mit Ayaan Güls veröffentlicht das Institut regelmäßig den Zukunftspodcast „Später war alles besser“. Denn entgegen der Gefühlslage, alles wird schlimmer, ist die Faktenlage die: Die Zukunft wird auf jeden Fall besser.
Autor: 
Sonja Still
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Advertorial
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Die Zukunft der Mobilität

Mobilität war stets ein Treiber für Entwicklungen. Man denke nur daran, wie die Erfindungen von Rad, Schiff, Eisenbahn, Auto oder Flugzeug die Welt verändert haben. Der Blick in die Zukunft ist nun äußerst spannend: Wohin gehen die nächsten Veränderungen? Welchen Einfluss werden diese auf die Wirtschaft, auf Im- und Exporte, auf das Verhältnis von Stadt und Land oder auch auf unser Urlaubsverhalten haben? Wichtig ist uns in der Stiftung für Zukunftsfragen nicht nur über technische Möglichkeiten nachzudenken, sondern die Grundfrage zu stellen: Wie kann Mobilität so verändert werden, dass eine positive Auswirkung auf unser Leben stattfindet? Wie sehen die Ansprüche, Wünsche und Bedürfnisse der Bevölkerung aus und wie möchte sie in Zukunft unterwegs sein? 

Gerade beim Thema Mobilität ändert sich vieles recht langsam

Das Auto ist und bleibt ein Liebling der Deutschen, nicht zuletzt zu sehen am derzeit neuen Rekord beim Bestand an Personenkraftwagen in Deutschland. Noch nie waren so viele Autos unterwegs – über 48,5 Millionen Autos fahren durch Deutschland bzw. stehen rum. Das sind über zehn Prozent mehr als vor zehn Jahren. Hierbei handelt es sich nicht nur um Neuanmeldungen, sondern auch um eine längere Nutzungsdauer. War 2010 das Durchschnittsauto auf deutschen Straßen noch acht Jahre alt, ist es heute über zehn. Besonders autoaffin sind übrigens die Saarländer, dort haben fast zwei Drittel ein eigenes Auto, in Berlin dagegen nur etwa jeder Dritte. 

Aber es machen auch immer weniger Jugendliche noch einen Führerschein – dieser ist gerade in städtischen Gebieten immer seltener notwendig und wird zudem auch immer teurer. Wer einen Führerschein macht, kauft sich überdies nicht unbedingt sofort ein eigenes Auto, sondern nutzt vielleicht mal das der Familie oder leiht sich eines, wenn es gebraucht wird.

Ein wichtiger Aspekt bei der Mobilität mit dem Auto ist, dass 90 Prozent der Deutschen sagen, dass es bei ihrer persönlichen Mobilität hauptsächlich um die Freiheit geht. Die Freiheit,  jederzeit unabhängig von anderen überall hinzukommen. Hier bietet das Auto derzeit noch die beste Lösung. Zudem steht das Auto auch für Sicherheit. Trotz immer mehr Autos nimmt die Anzahl an Personenschäden, schweren Unfälle oder sogar tödlichen kontinuierlich ab. Dieses liegt an Assistenzsystemen und schlichtweg besseren Autos. Ergänzend folgen dann noch Argumente wie Komfort und ein günstiger Preis. Wenn man diese vier wesentlichen Punkte – Unabhängigkeit, Sicherheit, Preis und Komfort – betrachtet, wird klar, wie eben diese von außen zu beeinflussen sind. Und genau dort liegt die Chance für zukünftige Alternativen zum eigenen Auto, es sollte nur jederzeit verfügbar, sicher, bezahlbar und komfortabel sein. Für die nahe Zukunft zeichnet sich jedoch erst einmal kaum eine Veränderung des Statussymbols Auto ab; dies wird noch dauern und voraussichtlich erst dann wirklich spürbar sein, wenn die Alternativen zum Auto auch wirkliche Alternativen sind.

IN ETWA JEDER FÜNFTE KANN SICH VORSTELLEN, AUF EIN EIGENES AUTO ZU 
VERZICHTEN

20 Prozent der Deutschen sagen, dass sie auf ein Auto verzichten könnten. Allerdings zeigen sich hier große Unterschiede innerhalb der Bevölkerung. Wie wahrscheinlich die meisten erwarten, sind es in erster Linie Großstadtbewohner, die in der Regel über einen guten ÖPNV verfügen, und eher Frauen als Männer, für die Autos insgesamt eine geringere Rolle spielen. Ein besonders großer Unterschied zeigt sich aber interessanterweise beim Einkommen. Je niedriger das Einkommen, desto eher könnte man auf ein Auto verzichten. Es zeigt sich demnach, dass es einen Mobilitäts-Gap gibt, und nicht erst seit gestiegener Spritpreise. Die Gefahr ist groß, dass wir eine Spaltung in Mobile und Immobile erleben. Die einen können dann häufiger und eher am öffentlichen Leben teilnehmen, können soziale Beziehungen einfacher pflegen und haben die Möglichkeit, mobil zu sein. Die anderen sind dagegen abhängig vom ÖPNV und bleiben ansonsten eher daheim. Dies ist eine Herausforderung, die als Gesellschaft gelöst werden muss. Eine Chance besteht in den Städten, denn 75 Prozent wollen gern öfter zu Fuß gehen und 90 Prozent geben an, in der Nähe einkaufen zu wollen. Zudem ist für zwei Drittel die Nähe von Wohnort zu Einkaufsstätten ein zentrales Kriterium. Und darüber hinaus haben zunehmend mehr Bürger am Fahrradfahren Interesse. 

DIE 15-MINUTEN-STADT

Für die städtischen Gebiete ist das städteplanerische Konzept der 15-Minuten-Stadt schon sehr nah an den Wünschen der Bevölkerung. Diese wünscht sich in Zukunft in erster Linie einen Wohnort der kurzen Wege, wo alle Einkaufs-, Versorgungs-, Freizeit-, Kultur- und Bildungsangebote in erreichbarer Nähe sind. Dieses Konzept besagt, alle wichtigen Punkte im Leben (Schule, Arbeitsplatz, Ärzte, Parks, Grünflächen, Freizeiteinrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten usw.) können innerhalb von 15 Minuten zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV erreicht werden. Wäre dies möglich, nähme der Autoverkehr auf den Straßen drastisch ab. Die Straßen könnten stattdessen bevorzugt für Fußgänger und Fahrradfahrer Platz bieten und die Innenstadt könnte nahezu autofrei werden. Die bisher verfolgte Trennung von Wohn- und Gewerbegebieten würde zukünftig vermehrt zu Gunsten von durchmischten Stadtgebieten aufgegeben. Neue Gebäude müssen für gewerbliche Nutzung und gleichzeitig als Wohnraum geeignet sein. Zukünftig würden Stadtteile multifunktional sein, also gleichzeitig Wohn-, Büro- und Industrieviertel. Viele Städte sind schon dabei, dieses Konzept zu implementieren, z.  B. Paris, Madrid oder Oslo. In der Theorie wäre das die Zukunft, da dadurch zusätzlich unnötige Wege-Zeiten wegfallen und man so mehr Freizeit hätte. Die Stadtteile würden wieder mehr zu kleinen Dörfern, in denen die Nachbarschaft aufleben und so dem wirklich messbaren Bedürfnis nach Zusammenhalt in der Gesellschaft gerecht werden kann. Auch das Problem der Betreuung, sei es der Kinder oder anderer Angehöriger, könnte besser bewältigt werden, wenn zusätzlich zu den kurzen Wegen noch eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten käme. Und last, but not least würde man durch weniger Emissionen auch dem wichtigen Thema Klimawandel gerecht und diesen stoppen.

WAS KOMMT, WAS BLEIBT, WAS GEHT?

Was bleibt: Der Mensch war mobil, ehe er sesshaft wurde. Auch in Zukunft ist und bleibt Mobilität ein menschliches Grundbedürfnis und auch ein Grundrecht. Dieses darf man nie vergessen. Jeder muss frei entscheiden dürfen, wie er sich fortbewegt und hierzu die Möglichkeit haben.

Was geht: Die Besitzverhältnisse ändern sich. In Zukunft geht es seltener darum, mit dem eigenen Transportmittel unterwegs zu sein, sondern schnell, unkompliziert, sicher und günstig von einem Ort zum nächsten zu kommen.Was kommt: In Zukunft darf es nicht darum gehen, mit welchem Antrieb jetzt mein Auto fährt. Dieses würde einer veränderten Mobilität nicht gerecht und wäre nur industriegetrieben. Mobilität wird neu gedacht werden, mit weniger Fahrzeugen auf weniger Straßen bei gleicher oder sogar intensiverer Nutzung. Und der Platz, der gespart wird, wird neu genutzt für Naherholung oder andere sinnvolle Dinge. 

Über die Stiftung für Zukunftsfragen

Die Stiftung für Zukunftsfragen initiiert die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Zukunftsfragen und entwickelt Lösungsansätze für künftige Herausforderungen unserer Gesellschaft. Hierfür befragt sie seit über 40 Jahren die deutsche Bevölkerung zu zukunftsbezogenen Themen, die jeden betreffen: zum Beispiel Familie, Freizeit, Arbeit oder Mobilität. Die Ergebnisse werden analysiert und eingeordnet, um daraus fundierte, wissenschaftlich überprüfbare Aussagen zur Zukunftsentwicklung der Gesellschaft zu treffen. Sie geht dabei nicht nur der Frage „Wie werden wir morgen leben?“ nach, sondern vor allem „Wie wollen wir morgen leben?“. Die Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg wurde 2007 von BAT als rechtsfähige Stiftung gegründet. Hervorgegangen ist sie aus dem B.A.T Freizeit-Forschungsinstitut, das 1979 gegründet wurde. Weitere Infos unter www.stiftungfuerzukunftsfragen.de

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