TECHNOLOGIE & ZUKUNFT

Eine Powerfrau wie eine Power Unit

Angela Rebekka Werbik ist seit vielen Jahren Unternehmerin und kauft Firmen mit besonderen USPs aus der Automobil-branche, um diese entlang der Wertschöpfungskette zusammenzubringen und den Kunden ein breites Leistungsspektrum anbieten zu können. Ihr Ziel, Wahrung der Unabhängigkeit der Firmen und das gemeinsame strategische Projekt „Silver Falcon – Wasserstoffantrieb mit Brennstoffzelle“.
Autor: 
Sonja Still
, Fotograf: 
Advertorial
Sie lesen:  
Eine Powerfrau wie eine Power Unit

In ihrer Freizeit, also wenn sie jemals so etwas wie ein paar Stunden freie Zeit hat, lenkt sie gerne ihre Ducati durch ein paar Kurven im Nürnberger Hinterland. Dort ist sie zuhause. Wenn sie zuhause ist. Eigentlich ist sie viel unterwegs. In Deutschland und in der ganzen Welt. Daheim in der Garage warten ein paar schöne Gefährte auf ihre Rückkehr: noch ein Motorrad, eine Bimota SB7 finale. Und einige Oldtimer. Eine Cobra, ein Alfa GT Junior und ein Silver Falcon im Original. Und dann noch das Ziel, ein Silver Falcon mit Wasserstoffantrieb mit Brennstoffzelle. Sie arbeitet daran. „Es funktioniert“, sagt sie und erklärt mit Elan, warum sie auf Wasserstoff als Energielieferant der Mobilität setzt. 

Bislang konzentriert sich die Branche bei der Umsetzung der Wasserstoff-Technologie auf den Nutzfahrzeugbereich, auf Schiffe und Flugzeuge. „In diesen Bereichen können wir nicht mit rein batteriebetriebenen E-Mobility-Antrieben arbeiten, das ist unwirtschaftlich“, sagt sie. „Außerdem können wir mittelfristig gar nicht so viel Strom produzieren und verteilen, wie wir brauchen würden, wenn alle mit E-Akkus fahren.“ Abgesehen davon ist die Entsorgung und das Recycling von E-Autos noch nicht unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit geregelt. 

Im Bereich der wasserstoffangetriebenen Automobilität hat zwar Toyota eine Vorreiterrolle übernommen, aber es gibt genug Verbesserungspotenzial,
inbesondere wenn es um spezifische Leistungsdaten geht. Und da setzt
Angela Rebekka Werbik mit ihrer Firma ZSI technology nun an. Sie arbeitet an der Entwicklung einer einsatzfähigen Brennstoffzellentechnik, die für den
Einsatz in Pkw und kleineren Nutzfahrzeugen wie Handwerker-Autos geeignet ist. 

Sie wären schon weiter, hätte ihnen nicht die Pandemie einen Strich durch die Entwicklung gemacht. Die Auto-
branche war schon vor Corona durch den Wechsel vom Verbrenner zum E-Antrieb in Schwierigkeiten. Die Konkurrenz aus USA und China macht den Markt eng. Das schlägt auch auf die Zulieferfirmen durch, manche kamen in wirtschaftliche Bedrängnis. Ein E-Auto benötigt ja nur den Bruchteil der Bauteile eines Verbrenners, und viele Teile kommen meist auch noch zu günstigeren Preisen aus China. In ihrem CBN-Innovationsnetzwerk hat sich Angela Rebekka Werbik nun mit anderen innovationsfreudigen Unternehmern zusammengetan, um sich um einen neuen und nachhaltigen Weg der Mobilität zu kümmern. 

Angela Rebekka Werbik ist schon als Unternehmerin alles, außer gewöhn-
lich. Doch sie müsste auch den Universitäten und Frauenverbänden als Rolemodel dienen, damit sich junge Frauen an einer konkreten Lebensleistung in der technischen Branche orientieren können und nicht mit Gendersternchen geschmückte alte Wege weiterlaufen müssen. Doch die Frauenverbände haben Werbik noch nicht entdeckt. „Ich weiß schon, ich habe nicht das gemacht, was andere junge Frauen machen“, lacht sie auf, wenn man sie nach ihrem Engagement fragt. Das hat sie noch nie. Schon in ihrem Ingenieurstudium war sie die einzige, später eine der wenigen Frauen. Immer wieder stieß sie im Laufe ihres Studiums auf Gegenwehr, in bestimmte Tiefen der Technik als Frau nicht eintauchen zu können. Dies beeindruckte sie wenig und sie ging einfach ihren Weg. Familienseits hat sie kaum Unterstützung erhalten. Die Verbundenheit zur Technik war ihr auch nicht in die Wiege gelegt. Ganz im Gegenteil. Ihre Ausbildung und ihr Studium musste sie sich mitfinanzieren. Das tat sie als Fahrzeugschrauberin, indem sie sich der Reparatur und Instandsetzung der Autos widmete. Die erste Stelle, die sie antrat, war bei KUKA in Augsburg. Sie startete als Applikationsingenieurin der Automobilindustrie und war in diesem Zusammenhang weltweit bei den Automobilherstellern unterwegs. Insbesondere im Rohbau, in der Pressenverkettung und der zeitkritischen Abstapelung von Karosserieteilen hat sie sich einen Namen gemacht. 

Ihre Überzeugung, in den Mittelstand zu wechseln, um Verantwortung in der Gänze übernehmen zu können, hat sie damals zu ZSI technology geführt. Erst als Fachbereichsleiterin dann als Geschäftsstellenleiterin bis zur Geschäftsführung. Zum Schluss stand die Option im Raum, ein Management-Buy-Out durchzuziehen, dessen Herausforderung sie sich annahm. 

Sie stellte schnell fest, dass die Literatur hierzu nicht umfänglich fundiert und verfügbar war, weshalb sie sich entschloß, selbst zu recherchieren und dieses in einem Fachbuch für andere Interessierte festzuhalten und zu veröffentlichen.
Einige Zeit später entschloss sie sich, ein zweites Fachbuch zu schreiben, welches den Abgleich zur Praxis zeigen sollte.
Angela Rebekka Werbik ist ein Freund von Informationen aus erster Hand. Durch die kontinuierliche Übernahme von Verantwortung stellte sie schnell fest, dass ihr Ingenieurstudium nicht ausreicht, um allen kaufmännischen Fragestellungen gerecht zu werden. Es folgte ein berufsbegleitendes Diplom-Wirtschaftsingenieurstudium sowie der Abschluss zum Master of Business Administration (MBA). Dazwischen hat sie in ihrer Ingenieurskarriere auch Patente erworben, erfand z. B. bestimmte Sensorsysteme, die verhindern, dass man von Autotüren und Klappen eingeklemmt wird. 

Selbständig zu sein bedeutet für Angela Rebekka Werbik, ihre Leidenschaft für die Technik leben zu können und ihre Kunden hiermit zu begeistern – selbstverständlich mit der Verantwortung der Unternehmensführung, mit allen ihren Aufgabenstellungen und den gesetzten Rahmenbedingungen.

Vor nicht ganz einem Jahr hat sie die Firma MTA Prototyping aus der Insolvenz heraus gekauft, heute MTA Technical Solutions mit Sitz in Nordhalben. Die Mitarbeiter stellen weiterhin Prototypen und Demonstratoren her und sind weiterhin die erste Anlaufstelle für Produktdesigner für Konzeptarbeiten. Ihre erste Firma, die sie kaufte, war die LR Fahrzeugbau GmbH in Wolfratshausen. LR Fahrzeugbau hatte den Charme, nicht nur Metallbauteile für die Fahrzeugindustrie liefern zu können, sondern hatte auch Gesamtfahrzeugkompetenz. Die Unternehmensgründer stellten Sportwagen und Einzelanfertigungen her. Der Silver Falcon mit dem V8 von Mercedes Benz entwickelte sich zum erfolgreichen Aushängeschild der Firma. Allein die Herstellergarantie von 100 Jahren spricht für sich. Sogar Enzo Ferrari höchstpersönlich war von der Leistungsfähigkeit der LR Fahrzeugbau so begeistert, dass er neben seinem Privatfahrzeug auch eine Kleinserie hier beauftragte – heute noch bekannt unter LR Ferrari Testarossa Spider. Der Audi Avus quattro,eine visionäre Sportwagenstudie mit W12-Mittelmotor und 509 PS, vorgestellt auf der Tokyo Motor Show, kommt übrigens auch aus Wolfratshausen. Herzblut-Automobilisten kennen die legendären Fahrzeuge. Besonders den Silver Falcon. Es war ein Sportwagen der Superlative.

Ein überdimensionaler Gitterrahmen aus Edelstahlrohren verkraftet die 300 PS spielend. In den Hohlräumen des Rahmens waren die Brems- und Kraftstoffleitungen und anteilig die Auspuffrohre verlegt. Absolut korrosionssicher. „Bei 1290 Kilo Leergewicht ging‘s in nur 5,7 Sekunden von Null auf 100“, sagt Angela Rebekka Werbik. Höchstgeschwindigkeit: 260 km/h. Diese stabile Legende will sie jetzt zum wasserstoffangetriebenen Prototyp umbauen. Die Vorarbeit ist getan, nun ist ihr Team so weit, dass man Investoren braucht, um zum Durchbruch zu gelangen. „Durch einen optimierten Gitterrohrrahmenaufbau ist der Silver Falcon extrem stabil aufgebaut“, erklärt sie. „Als Triebwerk fungiert ein Wasserstoffantrieb mit Brennstoffzellentechnologie. Durch das Gesamtkonzept wird eine optimale Gewichtsverteilung erwartet als auch technische Antriebsdaten, die atemberaubende Beschleunigungen und Kurvengeschwindigkeiten erlauben.“ Der Wagen rauscht in drei Sekunden von null auf 100, so die Berechnungen. Kritiker werden sofort skeptisch: Will sie doch nur einen neuen Sportwagen in ihrer Werkstatt bauen? 

Dass man darauf kommen kann, lässt sie lachen. „Wir wollen den emissionsfreien Antrieb, eben Wasserstoff mit Brennstoffzelle, für Fahrzeuge an Land und Wasser skalieren, sonst rentiert sich der ganze Aufwand nicht!“ Eigentlich wäre sie jetzt in einem Alter, in dem andere Frauen sich freuen, dass die Kinder aus dem Haus sind und sie endlich Yoga machen können, wann sie wollen. Gut. Das ist eine Chauvi-Aussage. Angela Rebekka Werbik lacht. „Ich habe doch da nichts dagegen, ich arbeite nur sehr gern und finde spannend, was ich tue.“ Sie könne sich immer noch in dreißig Jahren ins Privatleben zurückziehen. Außerdem muss man was tun, wenn unsere Gesellschaft die Zukunft neugestalten will. „In unserer Gesellschaft wird viel diskutiert und nur wenig gehandelt. Die Entscheidungsprozesse sind oft zu träge, zu langwierig und hinter der Politik verbirgt sich zu wenig Unternehmertum“, sagt sie. Doch über Politik nun noch zu sprechen, dazu ist dann doch die Zeit zu kostbar. Sie will lieber etwas bewegen und in ihren freien Minuten noch ein paar Kurven mit ihrer Ducati durchs Nürnberger Hinterland ziehen.